Eine Wette auf die Zukunft?

Kommentar von Dr. Gerhard Mersmann.   Man sollte eine Reise nach London buchen und sich schleunigst für einige Zeit nach dort begeben, um zu wetten. Etwas anderes legt die gegenwärtige Lage in Deutschland nicht nahe. Damit ist nicht gemeint, sich in ein Land zu flüchten, das unter ähnlichen Fehlannahmen ins Nirgendwo treibt. Aber dort befinden sich die berühmten Buchmacher, bei denen man auf alles setzen kann. Auf das Wetter, auf Fußballergebnisse, auf Ernteerträge, ja selbst auf die Dauer von Ehen. Wer noch genug Silber im Sack hat, sollte sich also dort für eine Weile niederlassen und auf die Ankündigungen und die tatsächlich zur erwartenden Ergebnisse deutscher Politik wetten. Und ich empfehle, sehr deutlich auf alles zu setzen, was das Nichteintreten von Prognosen deutscher Politiker anbetrifft. Das ist immer eine sichere Bank. Ob es genug Geirrlichtete gibt, die daran glauben und darauf setzen, ist das einzige Risiko. Es kann sein, dass man in den meisten Fällen gewinnt. Es kann aber gut sein, dass die Gewinnsätze sehr gering sind, weil kaum jemand dagegen wettet.

Ist das, um seriös zu bleiben, nicht ein herrliches Indiz für den gegenwärtigen Zustand der hier abgelieferten Politik? Man könnte natürlich auch anders vorgehen, und einige von den vielen, ständig und zu nahezu jedem Anlass beauftragen Beratungsunternehmen unter Vertrag nehmen und alles, was von der vergangenen und der aktuellen Regierung angekündigt wurde, evaluieren lassen. Denn darin sind die McKinseys, Price Waterhouse Coopers, Deloittes, Roland Bergers, KPMGs, WIBERAs, Bertelsmanns und wie sie alle heißen, sehr gut. Sie sind in der Lage, den Grad des Erfolges eines Projektes zu berechnen und darzustellen, wie das Ergebnis im Verhältnis von Zielformulierung und Investment aussieht.

Da alles nur Erdenkliche bei den genannten Unternehmen in Auftrag gegeben wird, nur nicht die Evaluierung von politischen Aktivitäten, lässt sich denken, dass an den zu erwartenden Ergebnissen niemand interessiert ist. Zumindest niemand aus dem politisch verantwortlichen Lager.  Die Bevölkerung hätte allerdings schon ein großes Interesse daran. Es ist kein Geheimnis, sich auszumalen, wie die Evaluierung aus dem Bauch heraus bei der Bevölkerung aussieht. Die attestiert den Handelnden seit langem ein wachsendes Misstrauen und einen großen Vertrauensverlust.

Und besieht man sich, mit welchem halsbrecherischen Hokuspokus der gegenwärtige Retro-Kanzler und sein dilettierender Vize unterwegs sind, wenn sie davon reden, wieviel Geld sie noch in einen verlorenen Krieg werfen wollen, dass dieses Investment allerdings keinen Sozialstaat mehr erlaubt, mit welcher Nonchalance sie die Pleitewelle und die Standortflucht kommentieren, dann drängt sich doch die Alternative auf, so schnell wie möglich das Bündel zu schnüren und selbst ein Exil zu suchen oder eben die Reise zu den Londoner Buchmachern anzutreten.

Aber,  wie gesagt, man wird dort wohl das Gefühl bekommen, mit den eigenen, skeptischen Prognosen richtig zu liegen, aber eben auch nicht reich werden. Der Wohlstand schrumpft. Das Gemeinwesen erodiert, die privaten Rücklagen zerstäuben in der durch die allgemeine Hysterie erzeugten Schwüle und zu gewinnen gibt es auch nichts mehr. Lediglich die Funktionäre der Oligarchen und Plutokraten rennen weiterhin mit dem Ölkännchen über die Felder und versengen die Zukunft. Ach ja, manchmal wäre es noch eine Wette wert, darauf zu setzen, wie lange es dauert, bis sich der gutgläubige Riese von seinem Lager erhebt und sie zum Teufel jagt!

COMMENTS

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    Horst Beger 1 Monat

    Der Autor zeigt einen realistischen Weg Deutschlands (und Europas) in die militärische und wirtschaftliche Katastrophe. Aber unser russophober „Retro-Kanzler und sein dilettierender Vice“ „schaffen das“. Was zeigt, dass Körpergröße allein nicht ausreicht, und deren Physiognomien bestätigen das. Aber deren „Renten (und Altersbezüge) sind sicher“. „Wetten, dass…?

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    Alain Dupet 1 Monat

    Jaja, dahinter steckt immer ein kluger Kopf❗ Top, die Wette gilt❗😁

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