Grüße nach Rom!

[Kommentar von Dr. Gerhard Mersmann] Am Wochenende lief in Rom gar nichts. Das hatte weder etwas mit dem Heiligen Jahr noch mit dem beginnenden Frühling und den damit verbundenen Touristeninvasionen zu tun. Alles lag brach und die Stadt war voller demonstrierender Menschen. Der Anlass? Die von der EU-Kommission geplanten 800 Milliarden Euro für ein großes Aufrüstungsprogramm. Wie im benachbarten Frankreich und wie in Spanien hat man in Italien ein großes Gespür dafür, was eine solche Ankündigung bedeutet. Es geht nicht um den an die Wand gemalten Krieg gegen den russischen Imperialismus. Denn wäre er so, wie er beschrieben wird, dann würde der geplante Großeinkauf von Militärmaterial zu spät kommen. Nein, es geht um den Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Im genauer zu sein, um den Kampf von Reich gegen Arm. Aus diesem Bewusstsein heraus gab es aktuell die größten Demonstrationen in Rom seit Dekaden. Die Botschaft derer, die jetzt keinen anderen Zweck mehr in der europäischen Politik sehen, als den der Militarisierung, ist angekommen. Ihr wollt den Krieg? Und zwar den gegen die eigene Bevölkerung? Ihr könnt ihn haben! Und seid euch nicht so siegessicher!

Bis dato sind diese Nachrichten noch nicht so richtig in Deutschland angekommen. Denn vorsorglich, damit der deutsche Mob nicht auf falsche Gedanken kommt, bleiben Meldungen, die etwas mit Widerstand zu tun haben, mit großer Regelmäßigkeit im Sieb der manipulativen Vorsorge hängen. Und wenn es bekannt würde, wäre es sicher, bitte achten Sie darauf, dass diejenigen, die in Italien den Mut haben, gegen das korrupt-bellizistische Konsortium, das die europäischen Befehlsstrukturen gekapert hat, aufbegehren, in Windes Eile in die faschistische Ecke gestellt werden. Übrigens eine Usance, die sich durchgesetzt hat und an Frivolität nicht zu überbieten ist: der Widerstand gegen die Abrissbirnen jeglicher demokratischer Strukturen werden mit dem Vorwurf des Faschismus überzogen. Schreit da nicht der Dieb, man möge ihn halten?

Jedes Manöver wird irgendwann erkannt und dann wird seine Dechiffrierung zum Allgemeingut. Wer die korrupten, irren Schreihälse, die mitten im Geschehen, live, medial erfasst, von einer Lügengeschichte in die nächste stolpern, einmal, nach dem ersten Erstaunen, nach der ersten Irritation, als das erkannt hat, was sie eigentlich sind, wird irgendwann auch zu Schlüssen kommen, die zum Beispiel am letzten Wochenende in Rom zu diesen gewaltigen Protesten geführt haben. Wenn der Apfel reif ist, fällt er vom Baum. Gegen dieses Gesetz kommt keine Mediendominanz auf Dauer an.

Während sich die im Kriegsrausch befindende politische Nomenklatura hierzulande überlegt, wie sie mit weiteren Gesetzen die unveräußerlichen Rechte beschneiden und jede Form der Freiheit der Allianz kriminalisieren kann, wachen also Bevölkerungen in anderen Teilen der EU bereits auf und stellen sich gegen den Kurs okzidentaler Oligarchen gegen die eigene Bevölkerung. Dieser Gedanke wird um sich greifen und aus dem ohnehin im Kräfteparallelogramm der Welt handlungsunfähigen Europa eine neutrale Zone schaffen, das erst dann wieder eine Rolle spielen wird, wenn es sich von den Kriegstreibern, gekauften Chaqueteros und mediokren Hasardeuren getrennt hat und auf seine eigenen Stärken besinnt. Wie hieß es so treffend in einem klugen Aufsatz über die Perspektiven Europas? Es wird erst dann wieder als ein wichtiger Akteur im Weltgeschehen erscheinen, wenn es ihm gelingt, dass seine schöpferischen Kräfte das Ressentiment im Zaum halten. Grüße nach Rom!

COMMENTS

WORDPRESS: 1
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    Horst Beger 1 Monat

    So begrüßenswert das Aufwachen der Bevölkerung in Rom angesichts des Krieges gegen das eigene Volk ist, besteht in Berlin wenig Hoffnung darauf. Und das, obwohl Deutschland bereits zwei gut vorbereitete Weltkriege gegen Russland begonnen und verloren hat, an denen „Rom“ nicht ganz unschuldig war. Dies wird von unseren einfältigen Politiker/innen und Kriegstreibern in ihrem Kriegsrausch verdrängt und verschwiegen, um ungestört ihren Geschäften nachgehen zu können. Das gilt auch für die Mehrheit unserer Bevölkerung, selbst wenn sie keine Rüstungsgeschäfte betreiben kann, da unsere gewählten Politiker/innen ein Spiegelbild der Gesamtbevölkerung sind.

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