Korrupte Freiheit und eine schnelle Abwicklung der Generäle

Korrupte Freiheit und eine schnelle Abwicklung der Generäle

Die Geschichte der Inhaftierung und Freilassung des Journalisten Ivan Golunov hat nicht nur viel Lärm in der Presse verursacht, sie hat auch viele Spekulationen und alle möglichen Versionen des Geschehens hervorgerufen. Ich möchte daran erinnern, dass Ivan von der Polizei festgenommen und wegen Drogenhandels angeklagt wurde. Dabei wurden keinerlei Beweise für seine Schuld vorgelegt und auch die in solchen Fällen üblichen Untersuchungen von Experten blieben aus.

Mir als Journalist zum Beispiel ist verständlich, dass Golunow mit seinen Veröffentlichungen wahrscheinlich versucht hat, eine der kriminellen Strukturen anzugreifen, die von einigen Polizisten geschützt werden. Welche Art von Strukturen das sind und wer sie schützt, ist Sache der Ermittler. Ich hoffe, dass die Geschichte der Verhaftung und Freilassung des Journalisten zu einem logischen Ende geführt wird. Ebenso die Geschichte der Massenentlassung von Polizeibeamten, die auf die Freilassung des Journalisten folgte.

Ich bin sehr froh, dass Golunow freigelassen wurde und dass seine Journalistenkollegen ihn aktiv verteidigt haben. Aber es drängt einen doch über etwas anderes sprechen. Zum Beispiel über die Tatsache, dass sowohl die Verhaftung als auch die Freilassung des Journalisten nicht nach Gesetz, sondern durch Korruption erfolgte. In einem halben Tag ist nicht eine Rechtsordnung in der Lage, eine solche Untersuchung durchzuführen. Umso mehr als der Fall zugleich der einen Untersuchungsgruppe (die im Verdacht stand, voreingenommen zu sein) entzogen und einer anderen übergeben wurde. In der gleichen Zeit gelang es ihnen, alle Untersuchungen durchzuführen, alles zu dokumentieren, den Fall dem Gericht zu übergeben, eine Sitzung. in der sie beschlossen, den Fall abzuschließen, ohne Wartezeit abzuhalten. Darüber hinaus hielt der Innenminister sofort eine Rede im Fernsehen und kündigte den Rücktritt von drei Generälen an. Ich wiederhole: In keinem Rechtssystem der Welt ist es möglich, dies alles auch nur physisch zu erledigen. Dies konnte nur nach der Bestellung „von oben“ erfolgen. Ob Putin selbst oder jemand anderes in einer niedrigeren Position einen solchen Befehl gab, wurde uns nicht mitgeteilt. Aber es ist klar, dass der Fall, der am Vorabend vom „Tag Russlands“ sowie des für den 20. Juni bevorstehenden Live-TV-Auftritts des Präsidenten eine solche Resonanz erhielt, niemandem gepasst hat.

Leider wissen wir noch nicht, was wirklich passiert ist. Vielleicht hatten die Behörden Angst vor Massenprotesten. Vielleicht ist Golunow wirklich unschuldig. Und wenn er schuldig gewesen wäre? Wäre er dann ebenfalls wegen eines  verdeckten Anrufs von jemandem entlassen worden? Das ist das Hauptproblem: Unser Rechtssystem bleibt weitgehend „manuell“. Und es kann immer noch manipuliert werden.

Die Tatsache, dass ein Journalist auf freiem Fuß ist, ist sicherlich gut. Aber ein schlechter Geschmack bleibt doch von der ganzen Geschichte zurück.

Yefim Bershin

Übersetzung: Kai Ehlers

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