Manipulation zum Preis der eigenen Verblendung

Es ist ein alter Hut, dass die Selektion von Nachrichten darüber entscheidet, welches Bild in einem Kopf entsteht. Und manchmal ist es mehr als eindrücklich, wenn sich täglich bestimmte Nachrichten wiederholen bzw. analoge Vorgänge die Informationen dominieren und dann, wenn ein bestimmtes Ereignis, wie z.B. Wahlen, verstrichen ist, scheinbar nichts mehr in dieser Hinsicht passiert. Ein markantes Beispiel sind die Delikte von Migranten mit dramatischen Folgen. Gefühlt fanden derartige Vorkommnisse nahezu täglich vor der Bundestagswahl statt, folglich dominierte auch dieses Thema, über das sich die verschiedenen Parteien stritten. Seit dem Wahlabend ist, glaubt man Funk, Fernsehen und den großen Printmedien, kein Vorfall mehr zu registrieren. Stattdessen erreichen uns Nachrichten, wie erfolgreich die Asylpolitik der Noch-Regierung gewesen sei, was anhand von Antragszahlen belegt wird.

Auch was die Weltlage anbetrifft, ist die Selektion von Nachrichten ein näheres Hinsehen wert. Gerade am Wochenende waren zwei Veranstaltungsarten zu registrieren, die als Massenproteste bewertet werden können. Zum einen zahlreiche Demonstrationen in den USA gegen die Politik des amtierenden Präsidenten Trump und große Demonstrationen in Italien gegen die Militarisierungspläne der EU-Kommission. Gemeldet wurden die Proteste gegen Trump, vor allem das beeindruckende Votum aus der italienischen Metropole Rom fand keine Erwähnung.

Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um die jeweiligen Selektionskriterien als ein Abbild politischer Intention zu sehen. Die Politik Donald Trumps zu kritisieren passt in die eigene Sichtweise, eine wachsende Kritik an der militärpolitischen Ausrichtung der EU hingegen wird schlichtweg als falsch und systemgefährdend gewertet.

Selektion basiert auf Bewertung. Nichts ist dem Zufall überlassen und keine Information, und beträfe sie auch nur ein Verbrechen in der Provinz oder den Unfall eines E-Rollers, landet ohne intendierte Wirkung in einem Informationsportfolio. Und, da die Kritik an der Selektionsweise vieler Medien wächst, sei einmal darauf geachtet, wie lange sich bestimmte Meldungen halten. Diejenigen, die die herrschende Sichtweise untermauern, werden bis zur schlafwandlerischen Sicherheit  wiederholt, und andere, die zum Nachdenken anregen könnten, verschwinden sehr schnell wieder zugunsten von profanen Lückenfüllern.

Man könnte in die Weise verfallen, dass da in großem Maßstab manipuliert wird, was allerdings auch stimmt, aber reduziert darauf wäre eine Kritik nicht hinreichend. Was in komplett anderer Art beunruhigt, ist zudem die bewusste Verschließung der eigenen Augen vor den tatsächlichen Verhältnissen hinsichtlich der eigenen Position. Im Falle des Konfliktes mit Russland, bei dem man lange genug am Rockzipfel us-amerikanischer Aggressionspolitik mit gebaumelt hat, scheint man tatsächlich an die Märchen zu glauben, die man der Öffentlichkeit über die tatsächlichen Kriegsgründe erzählt hat, genauso wie an die Überschätzung der eigenen Möglichkeiten. Wenn den USA der Preis für eine Bezwingung Russlands zu hoch war, wie wollen dann die militärischen Zwerge Resteuropas dieses Werk vollbringen?

Und nun, auch diese Information sucht man vergeblich im Sortiment der täglichen Informationen, hat China sich dahingehend geäußert, dass es sich ohne Wenn und Aber hinter Russland stellt, wenn die NATO offen in diesem Konflikt interveniert.  Anstatt sich der eigenen Lage zu vergewissern, posaunen ehemalige Politiker von der Resterampe laut zu besten Sendezeiten genau die Notwendigkeit der eigenen und offenen militärischen Beteiligung in die sedierten Hirne.

Diagnose: In der Selektion von Nachrichten durchaus versiert. Manipulative Interventionen funktionieren einigermaßen. Allerdings zum Preis der eigenen Verblendung. So geht Scheitern. Jede Wette!

COMMENTS

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    Horst Beger 2 Wochen

    Bezogen auf Russland hat Alexander Rahr an dieser Stelle im Februar des Jahres noch geschrieben: „Es ist die EU, die die harte Konfrontation fortsetzen wird. Vielleicht bringen die Wahlen in Deutschland diesbezüglich Klarheit!“ Die Wahlen sind vorbei, und die sich abzeichnende Regierungsbildung mit der CDU im Außenministerium und der SPD im Verteidigungsministerium wird die Konfrontation noch verschärfen.“Jede Wette!“

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