Recht und Freiheit statt Krieg und Geld!

Ein Kommentar von Dr. Gerhard Mersmann.

Und wieder sind wir Zeugen einer Steigerung. Einer Steigerung, die sich viele Menschen vor kurzer Zeit nicht in den schlimmsten Träumen hätten vorstellen wollen. Da ist zunächst die Schamlosigkeit, mit der Aussagen vor der Wahl nur Stunden danach in ihr Gegenteil verkehrt wurden. Von wegen Festhalten an der Schuldenbremse. Die größte Kreditaufnahme seit der Wiedervereinigung. Obwohl man da keine Kredite aufnahm, sondern einfach Kassen plünderte.  Schwamm drüber. Und jetzt, die Begründung: Der Russe steht vor der Tür und Amerika wird über Nacht ebenfalls zum Feind. Logisch, das alles kam über Nacht, kurz nach der Wahl. Obwohl auch das, wenn man es genau betrachtet, ein Hirngespinst ist. In beiden Fällen! Nur dass man lange an solchen Halluzinationen arbeitet, macht sie noch lange nicht zu einer faktischen Realität. Hauptsache, man kann auch diesen Unsinn wieder an den Mann bringen. Unterm Strich geht es um die Bereicherung bestimmter Branchen, auf Kosten aller, die guten Glaubens sind.

Und, so überwältigend das alles schon ist, da kommt eine Kommission aus der Anonymität, obwohl deren Mitglieder bereits eine politische Vita haben, und legt dem Präsidenten wie der Koalition in spe, vom Linken Politiker Bartsch so treffend die große Schuko, die Schuldenkoalition genannt, ein achtzigseitiges Dokument vor, in dem steht, wie alles besser werden soll. Und, man kann es sich denken, es ist viel die Rede von Bürokratieabbau, von sinnvollen statt unsinnigen Investitionen und natürlich von der Entwirrung des Föderalismus.

Gut und schön, könnte man da sagen, wenn der liebe Herr Steinbrück nicht in einem Interview das System, an dem alle seit Jahrzehnten gearbeitet haben, als die Ursache vielen Übels deklariert hätte. Er sprach davon, dass es wichtig sei, auf die Bürgerschaft und ihr Handeln wieder zu vertrauen und ihr nicht mit Misstrauen und Kontrolle zu begegnen. Es ist das System von Regel und Sanktion, das das Vertrauen in Freiheit und Recht seit langem abgelöst hat. Und, was da so unterschwellig herüberkam und gesagt wurde, wäre ein radikaler Paradigmenwechsel. Weg von dem zunehmend als Demokratie bezeichneten Autoritarismus und hin zu Selbstbestimmung und Freiheit. Wer allerdings glaubt,  der Bundespräsident oder der Flunkerkanzler würden das beherzigen, der hat die Liberalisierung des Betäubungsmittelgesetzes zu ernst genommen und badet sich im halluzinogenen Übermaß.

Bleiben wir bei den Fakten. Russland wird uns nicht angreifen, weil es gar kein Interesse daran haben kann. Bodenschätze sind nicht vorhanden, eine mental deteriorierte Work Force und geostrategische Vorteile ergeben sich auch nicht. Die Vereinigten Staaten sind ebenfalls keine Bedrohung. Sie waren seit dem II. Weltkrieg da, haben von hier aus lustig das Völkerrecht gebrochen und wurden von keiner Bundesregierung jemals dafür gerügt. Jetzt, wo sie ihre Sachen einpacken wollen, wird davon gesprochen, sie stählen sich aus der Verantwortung. 80 Jahre nach dem Krieg!

Wir sollten uns die Frage stellen, welcher Vergehen sich eine Gesellschaft schuldig gemacht hat, die es zuließ, derartig mediokre Hysteriker in die höchsten Ämter gelangen zu lassen. Und die es hingenommen hat, dass die Pressefreiheit von ein paar verdorbenen Charakteren so leicht gekapert und monopolisiert werden konnte.

Ja, der Paradigmenwechsel vom System Regel und Sanktion hin zu Recht und Freiheit ist überfällig. Er wird nur gelingen, wenn die Chargen, die nichts anderes als Krieg und Geld im Kopf haben, so schnell wie möglich von der Bildfläche verschwinden.

COMMENTS

WORDPRESS: 1
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    Horst Beger 1 Monat

    Wenn „Russland uns nicht angreifen wird“, wie der Autor zu recht feststellt, bleibt die Frage, warum wir Politiker/innen wir in die Macht gebracht haben, die das Gegenteil behaupten und „nichts anderes im Kopf haben als Krieg und Geld.“ Eine Antwort darauf hat Johann Wolfgang Goethe in seinem „Faust“ schon 1790 gegeben: „Nach Golde(Gelde) drängt, am Golde(Gelde) hängt doch alles! Ach wir Armen.“

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