Wer hat Angst vor dem großen Bären?!Korff, Helmut

Wer hat Angst vor dem großen Bären?!

Warum haben viele Menschen Angst vor den bösen Russen? Eigentlich sind sie doch seit vielen Jahrhunderten ein von uns Deutschen bewundertes Nachbarvolk.

Die russische Kulturgeschichte ist geprägt von deutschen und westlichen Einflüssen. Zar Peter der Große hatte seine Prägung in den Niederlanden bekommen und sein Land entsprechend begonnen zu reformieren. Die Prinzessin von Anhalt-Zerbst wurde sogar die bedeutende Katharina die Große. Ihr folgten viele weitere deutsche Prinzessinnen und Prinzen aus dem deutschen und europäischen Hochadel an die Machtzentren Russlands. Wer respektiert nicht die großen Dichter und Komponisten dieses Landes?!  Wer Russen persönlich kennt, hat in der Regel darunter einen guten ehrlichen Freund gefunden.

Natürlich ist Russland gegenüber dem sogenannten „Westen“ noch ziemlich rückständig. Aber tragen wir Deutschen daran nicht eine Mitschuld? Marx und Engels sind doch wohl auch Deutsche gewesen, die die Entwicklung des Landes zu prägen versuchten. Es waren wir „guten“ Deutschen, die im ersten Weltkrieg dem russischen Volk das Kuckucksei genannt „Lenin“ ins Nest gelegt hatten und damit die demokratische Entwicklung des Landes verhinderten, welche wir aber bis heute, nach der Französischen Revolution, noch immer üben müssen. Es waren wir Deutschen, die die Verträge mit der „bösen“ Sowjetunion gebrochen hatten und mit größter Grausamkeit über das Land im zweiten Weltkrieg hergefallen sind. Wir Deutschen waren es, die über 27 Millionen Russen dabei in den frühen Tod brachten.

Heute wundern wir uns, dass Russland keine Demokratie nach westlichem Vorbild ist. Aber wie kann man ein Volk, welches in seiner Geschichte niemals eine demokratische Entwicklung haben konnte, in den nur wenigen Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu allgemeinem Wohlstand führen? Die Voraussetzung für eine demokratische Entwicklung ist ein breiter bürgerlicher Mittelstand. Und so schnell geht eine solche Entwicklung nicht. Insbesondere schon deshalb nicht, weil die geopolitischen Interessen des US Imperiums dies auf jeden Fall verhindern wollen. Also bleibt Russland nur der eigene Weg zur Demokratie um den Wiederaufbau des Landes nach dem Zusammenbruch voranzutreiben.

Die USA tragen sich mit der Sorge einer Überdehnung ihrer geopolitischen Ziele, welche nicht erst mit der Regierung von Trump begonnen hat. Eine Beherrschung der Welt – über den Kopf der Vereinten Nationen hinaus – ist deshalb für die USA langfristig nur möglich, wenn die Vasallen, welche als „befreundete Nationen“ bezeichnet werden, auch langfristig nicht eigene Wege gehen werden.

Also muss man diese „Freunde“ bei ihren Ängsten packen!

Ein Zusammenhalt kann nur erhalten bleiben, wenn ein empfundener gemeinsamer Feind identifiziert ist. Und dies muss nunmehr wieder einmal Russland sein……

Die Ängste dieses Feindbildes werden durch eine gezielte Propaganda der USA mit allen ihren NGO´s und Geheimdiensten wie der CIA täglich auch mit Hilfe von gezielten Unwahrheiten penetrant gesteuert. Und alle braven Vasallen, deren Volksvertreter oftmals in den USA auch ausgebildet wurden und enge Bindungen pflegen, können sich nicht vorstellen, dass ihre lieben Freunde irgendetwas tun könnten, was sie nicht als „Die Guten“ darstellt. Natürlich reagieren die Russen darauf entsprechend; und so schaukelt sich das Feindbild immer weiter hoch. Das ist gefährlich und kann nicht im Interesse unseres Landes sein.

In gleicher Weise haben die „guten“ USA in Mittel und Südamerika, Afrika und Asien, sowie im Nahen Osten Regierungen gestürzt und nur Chaos hinterlassen. Mit Hilfe der USA / CIA haben die Briten die demokratisch gewählte Regierung Irans gestürzt und den Shah eingesetzt, damit das Öl auch weiter in die Taschen der Briten und Amerikaner fließen konnte.

Es folgte zwangsläufig die Reaktion mit dem Mullah-System. Was daraus geworden ist erleben wir heute. Das Wort „Demokratisierung“ ist nur eine Floskel um geopolitische Interessen der USA durchzusetzen.

Das USA Waffengeschäft mit der Angst funktioniert nur, wenn das Feindbild für Europa gegen Russland aufrechterhalten bleiben kann. Aber wie kann man dies ändern?  Das Bewusstsein der Europäischen Union muss wieder auf die europäischen Interessen gelenkt werden. Diese sind langfristig nicht immer mit denen der USA identisch.

Wir brauchen Russland als strategischem und geopolitischem Wirtschaftspartner. Das größte Land der Erde verfügt über alle notwendigen Bodenschätze, die wir nach den Vorstellungen von“4.0.“ künftig zur Sicherung unserer Zukunft in Europa brauchen. Dies würde jedoch auch bedeuten, dass die USA ihre Vorherrschaft über uns Europäer nach und nach verlieren werden.

Ziel muss es sein, das Europa mit den USA militärisch und wirtschaftlich auf Augenhöhe diplomatisch verhandeln kann. Dazu ist eine Annäherung an Russland notwendig. Ein Freundschaftsvertrag zwischen der EU und Russland unter Einbeziehung von Wirtschaftshilfen und einem militärischen „Nicht-Angriffs-Pakt“ könnte geschlossen werden. Deutschland und Frankreich sollten zunächst auf diesem Weg vorangehen.

Das Deutsch-Russische Forum sollte mit Hilfe der deutschen und französischen Wirtschaft hierbei sichtbar dafür eintreten und sich mehr Gehör in den Medien zur Verbreitung dieser Interessen beschaffen.

 

Helmut Korff, ehemaliger Berater und Problemlöser im Bereich Marketing. In den letzten 40 Berufsjahren Konzeptionen und Entwicklung von Immobilien und touristischen und städtebaulichen Großprojekten in Spanien, China, Libyen und Italien.
Seit 2010 wieder in Deutschland. Mitglied im Deutsch-Russischen Forum

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