Der Straßenfeger aus Brindisi und die russischen Drohnen

Kommentar von Dr. Gerhard Mersmann.    Was sagte mir gerade ein Straßenfeger, seinerseits ein Immigrant aus dem italienischen Brindisi? „Sie wollen den Krieg. Und wenn sie so weitermachen, dann bekommen sie ihn.“ Es wäre also falsch, das, was uns jeden Tag an Informationen kredenzt wird, als eine Ware zu betrachten, deren Botschaften dem gemeinen Mann oder der gemeinen Frau verborgen blieben. Wir unterhielten uns nicht weiter, weil wir uns täglich treffen und es bei einem oder zwei Sätzen bleibt. Mehr wäre auch zu seiner Aussage nicht zu bemerken. Wir verstehen uns.

Vor wenigen Tagen noch wurde die Meldung versprüht, dass das GPS-System eines von der EU-Kommissionspräsidentin benutzten Flugzeuges durch einen russischen Sabotageakt außer Betrieb gesetzt wurde. „Mutmaßlich“ stand selbstverständlich bei diesen Meldungen, ein sicheres Etikett für den von jeglicher Redlichkeit gesäuberten Journalismus. Kurz darauf meldete die Fluggesellschaft, dass das GPS-System durchweg solide gearbeitet habe. Ein Dementi derer, die mit fetten Lettern die vermeintlich russische Unverschämtheit verbreitet haben, blieb aus. Die nicht gewählte Verteidigerin der Demokratie schwieg auch.

Analog verhielt es sich gestern, als „mutmaßlich“ russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen waren. Sofort wurde, auch von dem deutschen Spitzenpersonal, der Herren P. und M., von einer ungeheuren russischen Provokation gesprochen. Polen, zusammen mit der Ukraine immer in der ersten Reihe, wenn es darum geht, die NATO in einen offenen Krieg mit Russland zu ziehen, rief sogleich die Partner zu einer Konsultation zusammen. Was nicht in den Meldungen stand, war die Tatsache, dass das weißrussische Militär die polnische Seite auf allen Kanälen gewarnt hatte, dass in der Orientierung gestörte Drohnen vom weißrussischen Territorium aus in den polnischen Luftraum eindringen würden. Hinzu kommt, dass die dann abgeschossenen Drohnen unbewaffnet waren. Richtigstellungen blieben bis zu diesem Zeitpunkt aus. Kein Wunder, denn im Regieplan steht Eskalation.

Ganz anders im Falle des Luftschlages Israels in Katar. Ein souveräner, mit den USA assoziierter Staat wird ohne Vorwarnung angegriffen, die USA bedauern dieses sehr. Sie gaben zum gleichen Zeitpunkt des Angriffs eine Warnung an Katar heraus. Dass die USA, die in Katar ihren größten Militärflughafen im arabischen Raum betreiben, nicht in der Lage gewesen sein sollen, frühzeitig zu intervenieren oder zu warnen, ist an Naivität nicht zu überbieten. Würden sie es tatsächlich nicht können, wären sie bereits am Ende. Die Berichterstattung darüber war „deeskalierend“ und gemäßigt. Wie man es kennt, wenn die Hegemonialansprüche der „Goldenen Milliarde“, wie der Westen zunehmend im Rest der Welt genannt wird, mit militärischem Vorgehen unterstrichen werden.

Was lehrt uns dieses jüngste Stück aus dem profanen Alltag? Die Doppelstandards haben Bestand, an den Feindbildern und dem Bedrohungsszenario wird weiter fleißig gearbeitet, die Diplomatie ist hierzulande mausetot und die Kriegsgefahr rückt näher. Für den guten Straßenfeger aus Brindisi und mich ist es ein furchtbares Szenario, für unsere politische Elite ein Zustand, auf den es zielstrebig hinarbeitet. Mit freundlicher Unterstützung der freien Medien, die sich allerdings in wenigen Händen befinden.

COMMENTS

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    Alain Dupet 2 Monaten

    Eine Räuberpistole❓🤔 Man soll nicht alles glauben, was in der Zeitung steht❗ Darauf gönne ich mir vielleicht ein belgisches Bier❗😁

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      Horst Beger 2 Monaten

      Richtig, insbesondere nicht, was von deutschen Medien verbreitet wird, die fast alle gleichgeschaltet und auf den russophoben Regierungskurs getrimmt sind.

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    Arni Wolf 2 Monaten

    Weissrussland hat Polen gewarnt, dass verirrte Drohnen unterwegs seien. Woher stammt diese Information? Das wäre wichtig und interessant zu erfahren. Im Internet habe ich nichgs gefunden.

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      Horst Beger 2 Monaten

      Wichtig wäre, sich klar zu machen, dass es sich bei dem Stellvertreterkrieg Deutschlands und der NATO gegen Russland in der Ukraine nicht um einen Krieg Russlands gegen die Ukraine handelt, sondern um einen Krieg Deutschlands und der NATO gegen Russland, wie der Russlandexperte Alexander Rahr das in seinem angekündigten neuen Buch „Das Goldene Tor von Kiew“ offen ausspricht.

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    Horst Beger 2 Monaten

    Selbst der Papst lässt inzwischen für den Frieden beten, weil er weiß, dass die Zukunft des Christentums in Russland liegt, und die Rechnung der Häretikerin in Brüssel und ihrer „Willigen“ in dem Stellvertreterkrieg Deutschlands und der NATO gegen Russland in der Ukraine möglicherweise nicht aufgeht. Und „der Straßenfeger aus Brindisi“ geht vielleicht sonntags noch zur Kirche, weil er nicht weiß, dass seine Kirche „dem Geist in der Wüste dient“, wie der Dichterphilosoph Fjodor Michailowitsch Dostojewski das in seiner berühmten Erzählung „Der Großinquisitor“ literarisch ausgedrückt hat.

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