„Krieg oder Dialog?“: Gedanken zu den Beziehungen zwischen der EU und RusslandKonferenz in Berlin © russland.news

„Krieg oder Dialog?“: Gedanken zu den Beziehungen zwischen der EU und Russland

Vera Tatarnikowa, Journalistin und stellvertretende Vorsitzende des gesamtdeutschen Koordinationsrates russischer Landsleute, stellt Fragen über die politischen Gefahren in der heutigen Zeit.

Krieg und Dialog. Noch nie waren diese beiden Worte so oft zu hören, und zwar buchstäblich in allen Fernsehnachrichten. Zwei Bedeutungen, die sich gegenseitig ausschließen. Welche Art von Dialog kann es im Krieg geben? Man versucht also, uns zu überzeugen, dass ein Krieg unmöglich ist, solange es einen Dialog gibt? Diesem Postulat kann man nur schwerlich widersprechen.

Aber von welcher Art von Dialog kann die Rede sein, wenn wir uns die Bravourmeldung über die britische Außenministerin Liz Strass ansehen, die mit einem Panzer an der russischen Grenze in Estland entlangfährt? Es ist komisch, aber nichts für schwache Nerven. Bis nach St. Petersburg sind es nur 300 Kilometer. Welche Art von Dialog soll mit einem Panzer geführt werden? Die Antwort ist selbst für einen Schuljungen offensichtlich. Aber zum Glück sind noch nicht alle Diplomaten so degradiert, dass sie Panzerfahrten als respektable Beschäftigung ansehen. Und die Dame in dem Bericht sah ziemlich lächerlich aus. Die Briten selbst schrieben darüber in den sozialen Medien. Es sieht so aus, als ob Komiker und Komikerinnen auf der internationalen Bühne sehr gefragt sind. Schade, dass Charlie Chaplin tot ist. Spöttische Bemerkungen über Wladimir Putin sind heute in Mode. Über Niemanden sonst!

Die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen den Zivilgesellschaften ist jedoch vorhanden. Auf der Ebene der Staaten, der Regionen und verschiedener Jugendverbände. Dies ist besonders in Deutschland zu spüren. Obwohl sich die Einstellung gegenüber Russland, vor allem dank der Medien, jeden Tag nicht zum Besseren wandelt. Und das, obwohl der deutsche Bundespräsident Walter Steinmeier immer wieder betonte: Wir dürfen uns nicht entfremden, wir brauchen den Dialog. Ein Dialog der Zivilgesellschaften und politischen Plattformen als Grundlage. Heute, wo ein so wegweisendes Forum wie der Petersburger Dialog praktisch nicht mehr existiert, sind die Veranstaltungen des Deutsch-Russischen Forums nicht zu unterschätzen.

Seit zehn Jahren finden im Rahmen der Partnerschaft zwischen dem Deutsch-Russischen Forum und dem Bundesverbande Russischsprachiger Institutionen (BVRI e.V.) Herbsttreffen statt, bei denen die drängendsten gesellschaftlichen Fragen in Diskussionsform erörtert werden.

Die diesjährige Konferenz in Berlin stand unter dem Logo „Entfremdung oder Zusammenarbeit? Erwartungen an den deutsch-russischen Dialog“. Zu Beginn der Diskussion betonte Sergej Netschajew, russischer Botschafter in Deutschland, nicht nur die Bedeutung des Dialogs zwischen den Zivilgesellschaften, sondern brachte auch den tiefen Schmerz darüber zum Ausdruck, dass sich unsere Länder, die durch eine große Geschichte verbunden sind, die einen schrecklichen Krieg überlebt und gelernt haben, in gutnachbarschaftlichen Beziehungen zu leben, durch den Willen bestimmter Politiker voneinander entfernt haben.

Die gleiche Sorge äußerte Bernhard Kaster, Vorstandsmitglied des Deutsch-Russischen Forums und Bundestagsabgeordneter a.D. „Wir haben eine besondere Verantwortung für Westeuropa, für Russland und für den Zweiten Weltkrieg. Die Hauptaufgabe des Deutsch-Russischen Forums ist es, Plattformen für den politischen Austausch anzubieten und zu unterstützen, wie zum Beispiel den Petersburger Dialog und die Potsdamer Treffen“, sagte er.

Absolut alle Konferenzteilnehmer waren sich einig, dass Russland und Deutschland eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung des fragilen Friedens in Europa spielen. Ein Frieden, der gestern noch so fest schien. Und es sind vor allem die westlichen Medien, die buchstäblich darum wetteifern, wer den größten Mist über Russland und seine Führung schreiben kann, die diese Welt erschüttern.

Um positive Information über Russland in deutschen Medien zu finden, müsste man allerdings Goldsucher sein, meinte Wladislaw Below, stellvertretender Direktor für wissenschaftliche Arbeit und Leiter des Zentrums für Deutschlandstudien am Institut für Europäische Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften. „Die heutige Russophobie kann mit dem Antisemitismus verglichen werden, was für einen demokratischen Staat beschämend ist“, sagte Larisa Yurchenko, Vorstandsvorsitzende des BVRI e.V bei der Eröffnung des Forums.

Der Bundestagsabgeordnete a.D. Alexander Neu sagte direkt, dass der Wahlsieg der Partei Bündnis 90/Die Grünen und ihre Aufnahme in die Koalition definitiv zu einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und Deutschland an allen Fronten führen wird. Ihre Position wird die Ukraine zu provokativen Handlungen treiben, vor denen die westliche Welt die Augen verschließt und wieder einmal Russland die Schuld an allem gibt. Genau das sei der Tenor des neuen Koalitionsvertrags.

Allerdings hat ein kürzlich gegebenes Interview der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel meinen Pessimismus etwas zerstreut. Sie legte großen Wert auf die Notwendigkeit eines ständigen Dialogs mit Russland in alle Richtungen. Eben die Notwendigkeit des Dialogs, auch wenn es in akuten Fragen gravierende Diskrepanzen gibt. Aber Angela Merkel ist nicht mehr Kanzlerin. Es ist ziemlich unruhig geworden. Haben ihre Nachfolger sie gehört? Dass die Menschen im Lande einen solchen Dialog wollen, ist offensichtlich. Doch die Medien setzen ihr zerstörerisches Werk fort. Nehmen wir zum Beispiel den neulich erschienenen Artikel in der Zeitung Die Welt, in dem Russland wieder einmal als Schurkenstaat bezeichnet wurde und genau prognostizierte, wie es sich auf einen neuen Krieg und einen Angriff auf die Ukraine vorbereitet. Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser. Das ist ein altes Journalistenprinzip. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Leser der Zeitung den Köder nicht geschluckt haben. Hier ist, was sie in ihren Kommentaren schreiben: „Geht das schon wieder los? Haben wir nichts gelernt? Deutschland sollte es vermeiden, in einen Konflikt mit unvorhersehbaren Folgen verwickelt zu werden.“ „Deutschland betrachtete die Sowjetunion schon einmal als ein Land slawischer Untermenschen. Es endete schlimm. Es gibt keinen Grund, mit dem Feuer zu spielen“.

Auf der Berliner Konferenz sagte der Politikwissenschaftler Alexander Rahr: „Wir müssen in die Zukunft blicken.“

Ich wünsche mir, dass dieser Blick nicht nur beschaulich bleibt. Wir müssen gehört werden!

 

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